Wir freuen uns, dass wir folgende Publikationen unterstützen konnten:
Bredtmann, Julana, " Entnazifizierung in Berlin. Ideen und Praxis"
Metropol Verlag 2024
Berlin, 1945: welche Maßnahmen müssen ergriffen werden, um die ehemalige Reichshauptstadt, Zentrum des NS-Regimes, mit Hunderttausenden Parteimit-gliedern, Funktionär*innen und Sympathisant* innen vom Nationalsozialismus zu befreien? Die Studie ist die erste Gesamtdarstellung der Entnazifizierung in der Viermächtestadt. Sie beleuchtet, was oft vernachlässigt wird: dass Analysen des Nationalsozialismus - etwa des Politologen Franz L. Neumann, des Juristen Ernst J. Cohn oder des Germanisten Edmond Vermeil - entscheidenden Einfluss auf die alliierten Strategien zur Entnazifizierung hatten. Denn die Frage, ob das NS-Regime vorrangig als politisches, rechtliches, kulturelles oder ökonomisches Phänomen zu begreifen war, prägte das Vorgehen von Großbritannien, Frankreich, den Vereinigten Staaten von Amerika und der Sowjetunion. Gestützt auf umfangreiches Archivmaterial, rekonstru-iert die Autorin zentrale Aspekte der Entnazifizierung in Verwaltung, Recht, Wirtschaft und Kultur im zeithisto-rischen Kontext der Nachkriegsjahre und in der geteilten Stadt.
(Text: Metropol Verlag)
Shapiro-Obermair, Ekaterina, "Geschichte performen. Öffentliches Gedenken an den Zweiten Weltkrieg im Zeichen des russisch-ukrainischen Krieges"
transcript Verlag 2024
Seit Beginn des russisch-ukrainischen Krieges im Frühjahr 2014 und seiner Eskalation im Februar 2022 fanden im städtischen Raum Lwiws ritualisierte Gedenk-veranstaltungen, spontane Kundgebungen und politische Aktionen statt, die an den Zweiten Weltkrieg erinnerten. Als verdichtete Form der Kommunikation vermitteln diese Ereignisse eine Vorstellung davon, wie die Wahrnehmung des vergangenen Krieges durch den gegenwärtigen beeinflusst wird. Ekaterina Shapiro-Obermair ermöglicht durch das Eintauchen in die spezi-fischen Situationen, Stimmungen und Kontexte einen Einblick in die komplexe ukrainische Geschichte und vermittelt, wie die Menschen vor Ort diese verhandeln.
(Text: transcript Verlag)
Döpp, Joscha, "Von Babyn Jar nach Darmstadt. Der SS-Sonderkommandoführer Cuno Kallsen vor Gericht"
Wallstein 2024
Als die Ermittler der Zentralen Stelle in Ludwigsburg 1960 auf die Namen der Angehörigen des Sonderkommandos 4a der Einsatzgruppe C stießen, wurden diese von ihrer bereits vergessen geglaubten NS-Vergangenheit eingeholt. Das Sonderkommando hatte auf seiner Marschroute durch die Ukraine 1941 eine Blutspur hinterlassen: Rund 80.000 ukrainische Jüdinnen und Juden fielen den von ihm begangenen Massakern zum Opfer. Gegen elf Angehörige des 60-80 Mann starken Kommandos wurde 1967 im Zuständigkeitsbereich des hessischen Generalstaats-anwalts Fritz Bauer das Hauptverfahren eröffnet. Mit Fokus auf den Hauptangeklagten Kuno Callsen und das Massaker von Babyn Jar beleuchtet Joscha Döpp erstmals die Ermittlungen zu den Verbrechen des Sonderkommandos und deren Vorgeschichte, den Ablauf des Prozesses in Darmstadt sowie seine zeitgenössische Wahrnehmung in der Öffentlichkeit.
Während die Ermittler bahnbrechende Grundlagen-forschung betrieben hatten, fiel das Gerichtsurteil aufgrund der bundesdeutschen Gehilfenrechtsprechung mit kurzen Freiheitsstrafen ernüchternd aus. Auch die begleitende Presseberichterstattung vermochte es nicht zu verhindern, dass der Prozess in Darmstadt trotz der Schwere der verhandelten Gewaltverbrechen schon bald wieder in allgemeine Vergessenheit geriet.
(Text: Wallstein Verlag)
Zabransky, Florian "Jewish Men and the Holocaust: Sexuality, Emotions, Masculinity. An Intimate History."
De Gruyter 2024
During the Holocaust, amid death and violence, Jewish men were not mere powerless victims. Linking gender studies with a history of sexuality and emotions will highlight intimate agency, power struggles, negotiations of relationships, social dynamics, and representations of masculinities. Considering the agency and vulnerability will further convey intimate choices, the respresentation of masculine ideals, intimate violence, and the expression of various emotions such as honour and love. As research on the Holocaust often links women with sexuality or portrays women as gendered beings, it is crucial to excavate the intimate, hidden lives of Jewish men and their specific intimate experiences as men.
The analysis not only demonstrates how Jewish men remember and make sense of their experiences, but also how they chose to form the narrative and how they represented their ordeal in four chapters, namely ghettos, concentration camps, Jewish resistance in the countryside, and finally, DP camps in the aftermath of the Holocaust. The consideration of these four spaces allows a nuanced, innovative understanding of the intimate history of Jewish men during the Holocaust, i.e. how some men etsablished male dominated structures and established intimate strategies to find solace and pleasure.
(Text: De Gruyter)
Zeitlehren
Zeitlehren möchte durch die Förderung von wissen-schaftlichen Projekten in verschiedenen Fachbereichen der NS-, Antisemitismus- oder Holocaustforschung einen Beitrag zum Austausch über Fragen der Entstehung und Ausprägungen antidemokratischer und menschenverachtender Ideologien leisten. Neben einem Bewusststein für die Wurzeln und Auswirkungen insbesondere des deutschen Nationalsozialismus im 20. Jahrhundert soll dabei auch unser heutiges Verständnis von Demokratie, Gleichberechtigung und kultureller Teilhabe in den Fokus gerückt werden. Zeitlehren verfolgt diese Ziele durch eigene Fördermaßnahmen und durch die Unterstützung von jungen Wissenschaftler* innen.
Hieraus ist - als ein wesentlicher Bestandteil der Stiftungsarbeit - ein Netzwerk von sogenannten Nachwuchswissenschaftler*innen entstanden, das dem hierarchiefreien, interdisziplinären fachlichen Austausch dient, aber auch Raum für gemeinsame Projekte, gegenseitige Anerkennung und für Gespräche über die Herausforderungen der Promotions- und Forschungssituation bietet.
Hier finden Sie eine Liste der von der Stiftung Zeitlehren geförderten Nachwuchswissenschaftler*innen.