Wir freuen uns, dass wir folgende Publikationen unterstützen konnten:
Fubel, Janine, "Krieg, Bewegung und extreme Gewalt. Die Auflösung des Konzentrationslagers Sachsenhausen 1945"
Wallstein 2025
Zu den Merkmalen des Kriegsendes 1945 in Deutschland gehörte eine regional befehligte und lokal organisierte Evakuierungspolitik. Während das NS-Regime die deutsche Bevölkerung sich selbst überließ, sollten Gefängnisse und NS-Zwangslager geräumt und insbesondere die Gefangenen der Konzentrationslager weiter in das Reichsinnere deportiert oder noch vor Ort ermordet werden, sobald sich alliierte Einheiten näherten. Als die Rote Armee im Januar 1945 an der Oder vorrückte, drohten erste Außenstandorte Sachsenhausens in die Nähe der Kriegshandlungen zu geraten.
Janine Fubel untersucht die letzten Monate eines der zentralen deutschen Konzentrationslagerkomplexe. Sie zeigt, wie die Lagerkommandatur bereits zu diesem Zeitpunkt Evakuierungsmaßnahmen ergriff, bevor im April mit den Todesmärschen die endgültige Räumung einsetzte. Auf der Basis umfangreichen Quellenmaterials werden Organisation, Personal und Praktiken der Lagerauflösung und der Gewaltmärsche in einer bislang einzigartigen Dichte beschrieben und in den Kontext des Kriegsgeschehens gestellt. Die im Vernichtungskrieg "im Osten" freigesetzte Gewalt wurde am Ende in das Innere des Deutschen Reichs übertragen. Lagerpersonal, SS und Polizei, aber auch die lokale Bevölkerung setzten hier einen brutalen Räumungsprozess in Gang, der bis die ersten Maitage andauerte und noch Tausende Opfer forderte.
(Text: Wallstein Verlag)
Jacobsen, Marc, "Die Welt des Antisemitismus. Historisch-soziologische Reflexionen zum Antisemitismus in der Weltgesellschaft"
Nomos 2025
Wie wurde Antisemitismus zu einem globalen Phäno-men? Das Buch liefert eine historisch-soziologische Analyse des globalen Antisemitismus im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Es eröffnet neue Perspektiven auf die moderne Judenfeindschaft, indem es die Antisemitismusforschung mit Globalisierungs- und Weltgesellschaftstheorien verbindet.
Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen die Entwick-lung eines globalen Feindbildes, die Herausbildung internationaler Netzwerke und die Rolle transnationaler Massenkommunikation. Es werden zentrale Mechanis-men der Globalisierung des Antisemitismus identifiziert und das Zusammenspiel von Antisemitismus, Nationa-lismus und Globalisierung analysiert.
(Text: Nomos Verlag)
Kreutz, Jan, "Erich von dem Bach-Zelewski. Karrieren der Gewalt zwischen Kaiserreich und Bundesrepublik"
Wallstein 2025
Der Werdegang Erich von dem Bach-Zelewskis entspricht in vielerlei Hinsicht einer klassischen Karriere der Gewalt im NS-Staat, gleichwohl hatte er seine Besonderheiten: mit 15 Jahren Freiwilliger im Ersten Weltkrieg, Kämpfer für die völkische Bewegung während der Weimarer Zeit, brutale Rache an politischen Gegnern zu Beginn der NS-Herrschaft, Organisator der Novemberpogrome in Schlesien. Als höherer SS- und Polizeiführer Russland-Mitte koordinierte Bach-Zelewski die Ermordung der jüdischen Bevölkerung entlang des Mittelabschnitts der Ostfront, und als Chef der "Bandenkampfverbände" entwickelte er die Strategie der Entvölkerung ganzer Landstriche, die er im August 1944 bei der Niederschlagung des Warschauer Aufstands anwendete.
Auf der Basis akribischer Quellenarbeit zeichnet Jan Kreutz diese Verbrechen minutiös nach. Anhand von teils erstmals ausgewerteten Selbstzeugnissen zeigt er, wie Bach-Zelewski die von ihm angewendete Gewalt schreibend verarbeitete und sich dabei mehrfach neu erfand. Indem die Studie autobiografisches Schreiben als Teil des Gewaltprozesses begreift, fügt sie der Diskussion um die Täter des Holocaust einen neuen Aspekt hinzu.
(Text: Wallstein Verlag)
Zeitlehren
Zeitlehren möchte durch die Förderung von wissen-schaftlichen Projekten in verschiedenen Fachbereichen der NS-, Antisemitismus- oder Holocaustforschung einen Beitrag zum Austausch über Fragen der Entstehung und Ausprägungen antidemokratischer und menschenverachtender Ideologien leisten. Neben einem Bewusststein für die Wurzeln und Auswirkungen insbesondere des deutschen Nationalsozialismus im 20. Jahrhundert soll dabei auch unser heutiges Verständnis von Demokratie, Gleichberechtigung und kultureller Teilhabe in den Fokus gerückt werden. Zeitlehren verfolgt diese Ziele durch eigene Fördermaßnahmen und durch die Unterstützung von jungen Wissenschaftler* innen.
Hieraus ist - als ein wesentlicher Bestandteil der Stiftungsarbeit - ein Netzwerk von sogenannten Nachwuchswissenschaftler*innen entstanden, das dem hierarchiefreien, interdisziplinären fachlichen Austausch dient, aber auch Raum für gemeinsame Projekte, gegenseitige Anerkennung und für Gespräche über die Herausforderungen der Promotions- und Forschungssituation bietet.
Hier finden Sie eine Liste der von der Stiftung Zeitlehren geförderten Nachwuchswissenschaftler*innen.